Biennale Venedig 2017

BIENNALE VENEDIG, 2017

BIENNALE VENEDIG, 13.5. –  26.11. 2017

Ich kam mit dem Bus nach Tronchetto, fuhr mit dem Vaporetto nach Rialto, um von dort zu meiner Basis zu gelangen. Gummiboot und -stiefel waren unnötig, die Wasserhöhe überstieg nicht die kritische Marke und der angesagte Wirbelsturm, der sich angeblich vor Venedig zusammen braute, kam auch nicht. Glück gehabt! Am ersten Tag – auf dem Weg zur Ausstellung im „Arsenale“ – begegnen mir Schwimmerinnen in Form von Skulpturen mit geschlossenen Augen – wunderschön – sie strahlen eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die mir gefallen.

Weiter zur Hauptausstellung von weitem erkenne ich das Motto der diesjährigen, ältesten (!) Biennale der Welt: „Viva Arte Viva“. Soll heißen, nicht nur die Kunst ist wichtig, sondern auch die KünstlerInnen. Ich gehe beim Eingang vorbei und sehe zuerst schön bemalte Fachwerk-Würfel-Gerüste, die sich auftürmen. Ausstellungen über Mitmach-Performances, Projekte über communities, Tanzgruppen für Frieden unter den Menschen und mit der Erde. Riesen-Pastell-Badekugeln-Skulpturen, die in einem Holzrahmen am Weiterrollen gehindert werden. Ein Video zeigt wie ein Mac Book, zu einem Keil geschliffen, in eine „Axt“ umfunktioniert wird. Zum Schluss noch sehr viel Gewebtes, Gestricktes, Getöpfertes, viel Dekoratives. Viele raumgreifende Installationen. Sound. Themen: Asyl, Flucht, Schutz, Klimaveränderung, Politik, Friede, u.v.m.

Italien zeigt „Die Welt der Magie“, Tarot, futuristische Maschinen zur Menschenherstellung, Nachahmung von Christus, Transformation, Flüssigkeiten, ein „Quarantäne-Zelt à la E.T.“ und eine Dopplung der Dachkonstruktion der Halle. Tatsächlich spürt man so etwas von Magie in der Luft.

Kishio Suga platziert  „Law of Situation“, 1971/2017, zehn flache Steine in der ehemaligen Werft, – eines meiner „Lieblingsstücke“ auf der biennale – ZEN!

Argentinien und das Pferd („the horse problem“)  als schönstes und beliebtestes Fotomotiv auf der biennale.

Endlich Entspannen beim Video von Südafrika! Es zeigt eintauchende Menschen, man hört Wasserklänge, Meeresrauschen und sieht dabei Schwarz-Weiß-Grau. In den nächsten Räumen sprechen zwei Hollywood Stars und sechs Menschen aus dem normalen Leben kritisch über die Realität, das „echte“ Leben, Hollywood, role models, usw.

Mexiko’s Künstler erfindet die Typografie/die Schrift neu. Es gibt auch eine Zeitung mit dieser nicht-lesbaren Schrift. Und ein Film zeigt mittels eines Schatten-Puppentheaters einen gescheiterten Staat, der eine Migrantenfamilie ermordet. Alles in Schwarz und Weiß. Spannend.

Deutschland’s Beitrag: Massen an Leuten warten lange, um in den Pavillon zu gelangen und die Live-Performances zu sehen – superpathetisch  – bewacht von Hunden in Zwingern, dabei werden Ritzspuren an den Wänden und sonst wo hinterlassen, etc. -> Dafür hat es den „Bester-Pavillon“ – Biennale Preis gegeben.

Koreas einzigartige Fassadenarchitektur spielt mit der Macht des „Bluff“. Im Pavillon wird u.a. „Der Denker“ – gemacht aus, in Pink eingeweichtem, amerikanischem Medizinwasser für Magen-Darm-Probleme, Toilettenpapier – präsentiert.

China stellt Stickarbeiten, Scherenschnitt-Collage und neueste Technik aus. Performances werden abgehalten, workshops finden statt. Eine Karte von LehrerInnen und ihren erfolgreichen Lehren wird an der Wand gezeigt. Eine zweite großformatige Mappe an der Wand beschreibt die Dualität von Ying-Yang.

Das Thema von Russland heißt ,,das Theater der Welt und die Irrationalität einer neuen Weltordnung“, dies wird mittels zahlreicher Skulpturen vermittelt. Archaisches trifft Moderne. Musik und Sound eigens komponiert spielen bei dem Projekt eine große Rolle.

Australien verwendet Glitzer-Blockbuchstaben-Beschriftung in Gold für die Infotexte an den Wänden – gefällt mir! Bester Pavillon 🙂

Die Vereinigten Staaten haben einen Künstler ausgewählt, der Installation, Skulptur, Malerei und Video zeigt und u.a. „access“ und „need“ zu seinen Inhalten macht. Außerdem setzt er gerade ein mehrjähriges Projekt in Venedig’s Gefängnissen um. Sehr interessant!

Israel’s Künstler beschäftigt sich mit der Zeit. Er bearbeitet dafür Boden und Wände mit Kaffee und anderen Materialien. Seine Skulptur, die in der Mitte des Raums steht, versucht die Zeit anzuhalten, sie einzufrieren. Auch soll mit seiner Arbeit militärische Gewalt und das destruktive Potential menschlicher Handlungen zum Ausdruck gebracht werden.

Ein Blockhütte-Pavillon für Finnland. Ich gehe in den Pavillon und entdecke ein sprechendes Ei vor mir auf der Leinwand. Es läuft gerade ein Film über einen Roboter im weißen Schlafrock, der als Gottes Menschensohn die Hauptrolle in der absurd-witzigen Neu-Genesis Verfilmung über die Welt innehat. Das Ei ist Gott, Roboter’s Vater, der ihn programmiert hat, aber doch nicht ganz so zufrieden mit seinem Charakter und den anderen tools, die er ihm mit auf dem Weg gegeben hat, ist. Als der Roboter zum Schluss im Magen-Darmbereich eines Kopfes, der im Sand steckt,  landet, beschließt Gott einen neuen Roboter-Menschensohn zu erschaffen. … Ich habe viel gelacht!

Griechenland zeigt das Experiment eines Herrn Doktors über einen Virus, einer klassischen griechischen Tragödie nachempfunden. Der Schluss, das Dilemma, bleibt offen. Auch die Jury findet am Ende keine Lösung, noch dazu haben sie zur Beratung nur zehn oder fünfzehn Minuten Zeit.

Österreich hat diesmal auch eine weibliche Vertretung mit wenig Budget im überalterten Pavillon im letzten Eck‘ neben Serbien. (Der Pavillon ist denkmalgeschützt und man darf dort nicht einmal einen Nagel einschlagen.) Es sind schöne Lichtobjekte von Kowanz ausgestellt.

………………………………………………OVERLOAD!

Der Besuch der Hauptausstellungen im „Arsenale“ und „Giardini“ war einzigartig. Leider konnte ich aufgrund der so großen Anzahl an interessanten Ausstellungen nur über einen kleinen Teil davon berichten. Sagen wir es liegt an der wenigen Zeit.

Casanova bin ich nur ein einziges Mal in Form eines Pizzaverkäufers begegnet – voll schade eigentlich – der mich gebeten hat, ihn um Mitternacht vom Geschäft abzuholen, damit er mich ins Hotel begleitet. Fortsetzung folgt!

 

 

 

 

 

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